Ziele und Aufgaben

Die Deutsche Literaturkonferenz ist gemeinsame Stimme der am literarischen Leben in Deutschland meistbeteiligten Verbände und Institutionen. Sie wurde 1991 formell gegründet und hat ihren Sitz in Berlin. Die Vertreter und Vertreterinnen der Mitgliedsorganisationen versammeln sich zwei- bis dreimal im Jahr unter Vorsitz des „Sprechers“, um die Lage der Literaten zu erörtern.Daß wir die Literatur brauchen, wird kaum jemand bestreiten – aber brauchen wir eine Literatur-Konferenz? Ist es nicht sogar ein Widerspruch, Begriffe wie „Literatur“ und „Konferenz“ zusammenzubringen? Bei der heutigen Fülle von Gremien, Tagungen und Konferenzen ist die Frage nach Sinn und Nutzen jedes „Organs“ mehr als angebracht. Um möglichen Einwänden zu begegnen, sei gleich erklärt, was die Deutsche Literaturkonferenz nicht ist:

Was die Deutsche Literaturkonferenz nicht ist

Obwohl die Hälfte der Mitglieder das Wort „deutsch“ im Namen führt, kümmert sie sich nicht etwa nur um deutsche Literatur – ihr Augenmerk gilt der Förderung von Literatur in Deutschland, also auch beispielsweise Themen wie Übersetzung, Bibliothekswesen etc.

Ferner ist sie alles andere als etwa eine Handwerkskammer des Schreibens, die sich anmaßen würde, Kriterien fürs Erzählen und Dichten oder für Literaturbeurteilung zu etablieren, womöglich per Beschluß! Das wäre nahezu das Gegenteil einer ihrer erklärten Aufgaben: zur Wahrung der Literaturfreiheit beizutragen.

Noch eines kann sie nicht tun: in die souveränen Rechte eines einzelnen Mitglieds eingreifen, indem sie es durch Mehrheitsentscheid zu irgend etwas nötigt. Auch hat der Sprecher kein Mandat, politische oder sonstige Stellungnahmen im Namen der Mitglieder abzugeben, wenn er nicht im Einzelfall ausdrücklich dazu beauftragt wird.

Literatur als Lebensmittel

Es ist eine „Konferenz“ im ursprünglichen Sinn – man „trägt zusammen“. Die Informationen, Beiträge, Ideen der Mitglieder sind durch diplomatische Rücksichten nicht belastet und werden unbefangen ausgetauscht. Das ist durchaus segensreich zwischen Verbänden, die bekanntlich dazu neigen, sich auf ihre speziellen Interessen zu konzentrieren.

Die Situation der Literatur ist kompliziert, nicht erst seit heute, aber heute ganz besonders. Es gibt, in Deutschland wie anderswo, eine Entliterarisierung des Lebens, die mit dem technischen und strukturellen Wandel der Medien zusammenhängt. Literatur ist marginal, sucht sich oft durch Sensation, provokantes Gestikulieren, „Aktualität“ oder Star-Theater im Gespräch zu halten, weil sie spürt, daß sie nicht mehr Lebens-Mittel eines selbstbewußten Bürgertums ist. Kann sie wieder Lebensmittel werden oder es auch nur für eine Minderheit bleiben?

Die Frage erschiene neben drängenden ökonomischen und sozialen Fragen zweitrangig, ginge es nur ums Geschäft einer Branche. Aber es geht um erzählerische und dichterische Verarbeitung gemachter Erfahrungen, Traum und Ahnung, warnende und hoffnungsvolle Vorgefühle für Kommendes. Es hängt sehr mit dem zusammen, worin derzeit die Politik in den Augen vieler zu versagen scheint: dem Entwickeln von Perspektiven. Die Literatur ist von Haus aus mehr oder weniger direkt damit beschäftigt – keineswegs „besser“, aber anders. Allerdings sollte man ihr, auch wenn sie begrifflich stärker eingebunden ist als Musik oder bildende und darstellende Künste, keine gesellschaftlichen „Aufgaben“ zuweisen. Sie leistet das Ihre ganz von sich aus, wenn man sie nur läßt und ihr die Wege freimacht.

Mit Kompetenz die Literatur vertreten

Und dafür, daß dies geschieht, reicht eine Lobby im üblichen Sinn nicht aus. Literatur ist mehr als nur eine Branche mit Interessen. Für Umdenken muß geworben, neue Ideen zur Förderung und Vermittlung von Literatur müssen entwickelt werden. Beim Eintreten für Literatur (ebenso wie beim Schreiben von Literatur) sind nicht nur Beharrlichkeit, sondern vor allem Vorstellungsvermögen und Unbefangenheit nötig.

Die Deutsche Literaturkonferenz hat sich in ihrer Satzung folgende Ziele und Aufgaben gegeben: Einwirken auf öffentliche Meinung, Erziehung, Gesetzgebung, um der Literatur die ihrer gesellschaftlichen Bedeutung entsprechende Stellung zu gewährleisten und Beiträge für ihre Weiterentwicklung zu leisten. Dabei besonders wichtig: die Wahrung der Literaturfreiheit (hier ist sie nötigenfalls die gemeinsame „Alarmglocke“), Weiterentwicklung des Urheberrechts (und dabei die europäische Perspektive!), Förderung der zeitgenössischen Literatur und ihrer Verbreitung, Übersetzungsförderung, Verbesserung der sozialen Situation von Autoren und Autorinnen einschließlich der Übersetzer und Übersetzerinnen.

Die Deutsche Literaturkonferenz arbeitet mit Bund, Ländern und Kommunen und anderen zuständigen Institutionen zusammen. Bei Anhörungen durch gesetzgebende Körperschaften ist sie in der Lage, die Interessen der Literatur mit Kompetenz zu vertreten. Sie ist ein gemeinnütziger Verein und darf keine Gewinne machen. Sie finanziert ihre Arbeit vorwiegend durch Beiträge der Mitglieder, Zuwendungen von Bund und Ländern, Spenden und Schenkungen.